In Bad Neustadt beginnen die Bauarbeiten für das
Biomasse-Heizwerk
Bad Neustadt/Saale, den 2.
November 2010
An einem
Strang ziehen die Energieversorger des Landkreises
Rhön-Grabfeld, wenn es darum geht, für die Zukunft
möglichst umweltschonend Energie und Wärme zu
liefern. In einer bisher einmaligen Gemeinschaftsaktion entsteht auf
dem Gelände der Überlandwerk Rhön GmbH in
Bad Neustadt für rund 4,5 Mio. EURO ein Biomasse-Heizwerk.
Dieses wird vorerst acht Schulen, die sich in Trägerschaft des
Landkreises Rhön‑Grabfeld und der Stadt Bad Neustadt befinden,
die Kreisklinik der Stadt sowie das Sparkassenhauptgebäude in
der Meininger Straße umweltfreundlich mit Wärme
versorgen. Eine Reihe von privaten Hauseigentümern und auch
Gewerbetreibenden haben ebenfalls Interesse an einer regenerativen
Wärmeversorgung bekundet. Die Maßnahmen beginnen
nach rund zweijähriger Planung noch im November mit dem Bau
des Wärmenetzes. Ebenfalls im November beginnen die Arbeiten
für das Heizgebäude. Die Inbetriebnahme ist
für Herbst 2011 geplant. Damit startet nun das
Zukunftsprojekt, das während der Projektierungsphase unter der
Leitung von Ulrich Leber, dem technischen Werkleiter der Stadtwerke Bad
Neustadt, vorangetrieben wurde.
Umweltfreundlich heizen
„Ziel ist es, die derzeit kaum genutzten Energie-Potenziale
aus Landschaftspflege- und Waldrestholz in wertvolle Wärme zu
verwandeln“, erläutert Landrat Thomas Habermann. Die
Bedarfstrukturen der vorgenannten Wärmeabnehmer seien optimal
geeignet für ein örtliches Nahwärmenetz und
auch Energieholz sei in der Rhön in hohem Maße
vorhanden, so Habermann. Als Besonderheit kann die neue Heizungsanlage
zu nahezu 90% mit regenerativem Brennstoff betrieben werden und erspart
der Umwelt damit ca. 2.100 Tonnen CO2- Ausstoß
jährlich. Die Anlage wird ganzjährig betrieben: im
Winter zum Heizen und zur Erzeugung von warmem Brauchwasser, im Sommer
zusätzlich zur Klimatisierung von Räumen.
Das Biomasse-Heizwerk wird so rund 800.000 Liter teures Öl
einsparen und den Schadstoffausstoß über der Stadt
Bad Neustadt deutlich reduzieren, so der Landrat. Hier sieht
Bürgermeister Bruno Altrichter einen weiteren entscheidenden
Vorteil für die Luftreinhaltung der Badestadt und damit
für den Erhalt des besonderen Prädikats Heilbad.
„ Aufgrund der Konzentration auf eine große Anlage,
die den Ersatz vieler kleiner und teils uneffektiver Heizungsanlagen
ermöglicht, vereinigen sich die vielen guten Argumente
für das Konzept.“ Um die geringen Emissionen zu
gewährleisten, bedient man sich der heute modernsten
Möglichkeiten der Abgasreinigung und der Feuerungstechnik.
Gleichzeitig, so betonten das Stadtoberhaupt und der
Landkreis-Chef, werden neue Arbeitsplätze in der
Brennstoffbeschaffung sowie in Forstwirtschaft, Baugewerbe und
Maschinenbau geschaffen und so die heimische Wirtschaft
gestärkt.
Heizzentrale und Wärmetrasse
Das Herz der neuen Biomasse-Anlage bildet das ehemalige Schalthaus des
Überlandwerks in Bad Neustadt in der Hauptstraße.
Dafür wird das Gebäude zu einer Heizzentrale umgebaut
und um das notwendige Hackschnitzel-Lager ergänzt. Von hier
aus führen Fernwärmeleitungen in die
Poststraße zur Jakob-Preh-Berufsschule und weiter zur
Wirtschaftsschule. Von dort werden die Leitungen über die
Franz-Marschall-Straße zum Rhöngymnasium und zur
Fach- und Berufsoberschule geführt. Über Kolping- und
Gartenstraße geht es zum vorläufigen Endpunkt am
Schulberg. Eine Abzweigung über die Goethestraße
versorgt den größten Wärmeabnehmer, die
Kreisklinik Bad Neustadt. Von hier aus können
weitere Trassen je nach Bedarf verlegt werden. Neben den bisher
eingebundenen staatlichen und kommunalen Einrichtungen können
auch Unternehmen und private Haushalte umweltfreundlich mit
Wärme und Energie versorgt werden.
Alle in einem Boot für die Umwelt
Gesellschafter der im Dezember 2009 gegründeten
Biomasse-Wärmeversorgung GmbH mit Sitz in Bad Neustadt sind
neben dem Landkreis Rhön-Grabfeld die Stadt Bad Neustadt mit
ihren Stadtwerken, die Überlandwerk Rhön GmbH, die
Bayerische Rhöngas GmbH sowie das Kommunalunternehmen des
Landkreises Rhön-Grabfeld AdöR unter der
Führung von Gerald Rosshirt. „Es ist
überaus erfreulich, wie harmonisch alle Partner für
das Projekt arbeiten“, betonen auch Helmut Grosser,
Geschäftsführer der Überlandwerk
Rhön GmbH und Bayerischen Rhöngas GmbH, sowie Thomas
Merker, technischer Geschäftsführer der Bayerischen
Rhöngas GmbH. „Es ist unsere Verpflichtung, als
Energieversorger zukunftsweisend - also umweltschonend - Alternativen
zu Öl und Gas anzubieten“, so die Energie-Experten.
Man dürfe das Feld nicht den Konzernen überlassen,
sondern alles tun, um die Wertschöpfung in der Region zu
lassen. Nur so könne man dem Verbraucher auch planbare und
günstige Preise bieten. Denn im Gegensatz zu den
Ölmultis stehe bei den kommunalen Energieanbietern nicht die
Gewinnmaximierung im Vordergrund.
Behinderungen im Stadtgebiet
Bei der Auftragsvergabe wurden vorwiegend lokale und regionale
Unternehmen berücksichtigt, so der Projektleiter für
Wärme und Erneuerbare Energien, Michael Gottwald. Er bittet um
Verständnis und Nachsicht bei der Bevölkerung, wenn
es aufgrund der Baumaßnahmen zu verkehrstechnischen
Behinderungen im Stadtgebiet kommt. Die sorgfältige Planung
des Projektes soll unerwünschte Begleiterscheinungen so gering
als möglich halten.
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